Samstag, 5. Juli 2014

Ein Traum von Sicherheit

es gibt eine neue Kuh im Dorf. Protonmail. Diese Kuh ist so bunt, dass sie scheinbar >300kUS$ vom Eis hat lösen können. Das ist natürlich interessant für jemanden, der seit Jahren darüber nachdenkt, wie man sicher über das Internet kommunizieren kann und noch keine Lösung finden konnte.

Die Ideen der Anderen könnten einen Schritt weiter helfen, bisher ist das leider nicht eingetreten und leider stellt Protonmail keine Ausnahme dar. Ich glaube, Protonmail ist sogar gefährlich auf eine besondere Art.

PayPal hat uns die Freude gemacht, die grösstmögliche Werbeaktion für diesen Dienst zu starten, nämlich das Geld der Firma einzufrieren und so für einen Sturm zu sorgen, der das Produkt weltweit bekannt gemacht hat.


Technisch auf das Wesentliche reduziert handelt es sich bei Protonmail um eine Webapplikation, die Nachrichten, die mit einem Passwort verschlüsselt werden, zu vermitteln. Vorzugs- und vernünftiger Weise innerhalb des Dienstes. Also so eine Art Webmailservice mit symmetrischer Verschlüsselung.

Das besondere prinzipielle Risiko, dass Protonmail so extrem gefährlich macht ist, dass es die Anwender potentiell dazu verleitet, dieses Passwort an Dritte weiterzugeben. Die Art der Vermittlung verschlüsselter Nachrichten an andere Dienste lässt dies befürchten.


Der Umstand, dass diese enorme Geldmenge zusammen gekommen ist, lässt erahnen, wie erfolgreich die Illusion von Sicherheit vermittelt wurde, indem man in seiner Beschreibung einfach ein paar Schleifen durch den Wahnsinn der asymmetrischen Verschlüsselung zieht und jeden Nichtfachmann damit abhängt. Vermutlich glauben die Betreiber dieses Dienstes selbst an das was sie postulieren. Nämlich, dass eine Applikation sicher ist, wenn man ihre Komplexität nicht mehr versteht.


Fakt ist, dass die Private Keys der Anwender auf den Servern der Betreiber liegen. Darüber hinaus, nicht ausdrücklich erklärt aber von mir nicht anders interpretierbar, geschieht die gesamte Geheimnisabwicklung (verschlüsseln / entschlüsseln) im Webbrowser.

Webbrowser sind ja bekannt dafür, die sichersten Komponenten auf einem Computer zu sein. Plugins können Webbrowser nichts anhaben, von einem kompromittierten Webbrowser hat auch noch nie jemand etwas gehört. Kurz, auf Browser kann man sich verlassen, besonders eine Klientel, die überwiegend mit dem sichersten alle Webbrowser überhaupt operiert, dem IE.


Und Usertracking macht Protonmail nicht, das überlässt man Google Analytics. Bei Protonmail jedenfalls arbeitet niemand, der die Google Analyticsdaten interpretieren kann, darum glaubt man dort noch, dass man aus diesen Daten kein Usertracking gewinnen kann. Offenbar arbeitet dort auch niemand, der versteht was Google alles trackt und wie weit ein Google Analytics Token auf einer Webseite Google ermöglicht, User zu tracken. Auf die Idee zu kommen auf Geschäftsseiten Google Analytics zu verwenden ist ja schon absurd, aber die Nutzer eines "sicheren" Maildienstes der Datenkrake zum Frass vorzuwerfen ist durchaus besonders fragwürdig.

Hier haben offenbar ein paar Enthusiasten #neuland betreten und eine grosse Anzahl potentieller Anwender überzeugt, dass es genügt die Schweizer Flagge vor sich her zu tragen um sicher zu sein. In der Schweiz mag das auch in Ordnung gehen, wir sprechen hier aber nicht über das CH-Net sondern über das Internet.

In meinen Augen sind Dienste wie diese nicht einfach fehlgeleitet sondern gefährlich, denn die Anwender erliegen der Illusion sicher zu sein und werden dementsprechend auch handeln. Sie werden Dinge kommunizieren, die sie nicht über das Internet tragen würden wenn sie wüssten, dass diese Sicherheit nur ein Traum ist.

Schlimm wird es, wenn sie aus diesem Traum aufwachen.


Um die Anmutung von Sicherheit zu verstärken, sollte Protonmail wenigstens ein EV-Zertifikat für seine Webserver verwenden. ;-)

Samstag, 22. Februar 2014

Die Kunst mit der Kultur

Es ist schwierig etwas zu erklären was man nicht versteht ohne Werbung für Leute zu machen, die man nicht bewerben darf.

Für die, die sich mit der Sache auseinandersetzen dürfte es ohne Namensnennung dennoch nicht unverständlich sein wenn ich sagen "Die pissen uns ins Gesicht!".

Die langjährige, ermüdende Debatte um die Kultur, die momentan von eben diesen Pissern gewonnen scheint, ist leider immer noch nicht zu Ende. Allerdings hoffe ich langfristig auf das Beste.

Was mir just heute wieder einmal aufgestossen ist, ist die Unverschämtheit, mit der eingeschriebene Künstler es für 'gesund' halten, dass Hinterbliebene, die sie nie kennenlernen werden, noch 70 Jahre nach dem eigenen Ableben das Blödvolk der Zahlungsbefohlenen aussaugen dürfen (ohne eigene Leistung seitens der Leitungsempfänger)  auf der anderen Seite gleichzeitig verlangen, dass die zahlenden Empfänger ihrer Segnungen nicht nur ihre Nutzungsrechte nicht weiter vererben dürfen, nein, sie dürfen sie nicht einmal zu Lebzeiten weitergeben.

Manche Künstler kennen scheinbar keine Grenze der Unverschämtheit wenn es um die Kunst des eigenen Vorteils geht, wundern sich aber, wenn sich ganze Gruppen der Gesellschaft mit diesem Problem auf ihre eigene kreative Weise auseinandersetzen.

Liebe Piss-Künstler: Ich bin nicht nur so rechtstreu dass ich keine Inhalte konsumiere, deren Nutzungsrecht ich nicht erworben habe. Mein Verständnis für Eure Kunst reicht noch viel weiter:

Gelegentlich erwerbe ich ein Nutzungsrecht, dass ich nicht weitergeben darf. Davon sage ich niemandem etwas, ich empfehle das Werk auch niemandem, ich würde auf Anfrage bestreiten je davon gehört zu haben und wenn jemand meine Meinung dazu hören will streite ich ab, eine dazu zu haben.

Mir ist klar, dass die aktuellen Urheberrechtsgesetze dazu führen, dass jeder Künstler nach seinem Ableben in den Analen der Rechteverwerter auf nimmer wiedersehen verschwindet. Es gibt aktuelle Beispiele (auch hier nenne ich keine Namen um keine unerwünschte Werbung zu machen).

Mir ist auch klar, dass meine Erben sich eher nicht für meine Nutzungsrechte interessieren.

Eine Grundlage eines friedlichen und konstruktiven Zusammenlebens ist allerdings Fairness. Ihr, liebe Pisser, seid nicht fair! Ihr seid diejenigen, die die Scheiben eines Fahrzeuges einschlagen um sich den Parkschein zu borgen, der auf dem Armaturenbrett liegt. Der Schaden den Ihr macht steht in keinem Verhältnis zu dem Nutzen, den Ihr daraus generiert.

Es stimmt, Ihr müsst Euch nicht gegen die Rechteverwerter wehren, die Eure Einnahmen an Dritte verteilen, Eure Aufführungen und Werbeaktionen (z.B. YouTube) sabotieren, die Verbreitung Eurer Werke einschränken und so Eure wirtschaftlichen Grundlagen rauben.

Nein, dagegen müsst Ihr Euch nicht wehren, denn so paradox es erscheint, sie tun das in Eurem Auftrag. Diese Halsabschneider sind Eure Lakaien. Und da es Euer Wille ist, unbekannt zu bleiben, keine kostenlose Werbung zu erfahren, sowie die, die Euch ihr Geld geben würden, zu verprellen, möchte ich Euch nicht im Weg stehen.

Kunst ist nicht was Ihr definiert, Kunst ist was bleibt, nachdem Euch lange niemand mehr kennt. Der Rest ist nicht Kunst sondern Strassenraub. Wohl denen, die davon leben können!

PS: Im Unterschied zu solchen Pissern wie dem oben angedeuteten unterscheide ich zwischen Parasiten wie ebendiesem und Künstlern, die sich dafür einsetzen, ihren Konsumenten ein faires Angebot zu ermöglichen. Sicherlich werde ich meine früheren Publikationen nicht an meine zunehmend ethische Sichtweise anpassen (Aufwand/Nutzen), bei den zukünftigen allerdings werde ich mich stets bemühen, den Pissern keinen Raum zu geben.